Presse Babylonische Schleife

Presse Babylonische Schleife (Maerzmusik 2007):

nzz: «Babylonische Schleife» nennt der Komponist Moritz Gagern diese Charles Ives nachempfindende und weiterdenkende Anordnung von Musik im Raum. Blickt man in die eine Richtung, kreisen ganz langsam die Lichter der städtischen Magistralen unter einem vorbei, blickt man in die andere, gleiten Musiker mit ihren Instrumenten vorüber. Sie sitzen mit dem Rücken zum inneren, festen Kern des Turmrestaurants, spielen einzelne Phrasen, die sie wie Schneebälle einander zuwerfen, oder sie versuchen es im Chor. Sekündlich wechseln so die räumlichen Eindrücke.

taz: Moritz Gagern und das Kammerensemble Neue Musik Berlin bespielen während des MaerzMusik-Festivals fantasievoll ungewöhnliche Räume. Ohne Dirigent und Sichtkontakt sind die nach außen blickenden Musiker auf akustische Zeichen angewiesen. Die Kon-Zentration der Interpreten gilt mithin ihrer unmittelbaren Umgebung. Gagern gewährt dem Raum Platz im Klang. Mit seiner “Babylonischen Schleife” hat er für das Festival MaerzMusik ein originelles Konzept entwickelt, indem er den mit dem Turm verbundenen Assoziationsraum und die Horizontale der kreisenden Plattform in einer wunderbar abwegigen Konzertsituation zusammenführt. Im Verlauf des sechzigminütigen Stücks führt Gagern jede denkbare Form des Kreisens und Stillstands vor.

nmz: Die szenische Idee imponierte.

nd: Der Künstler bezieht sich auf die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel. »Dort wird die Sehnsucht nach einem architektonischen Zentrum in Verbindung gebracht mit dem Verlust der gemeinsamen Sprache und der Vereinzelung des Menschen«, stellt er fest. Diese folgenreiche Entfremdung verdeutlicht Gagern nicht nur durch die dezentrale Aufteilung der Musiker im Raum, sondern auch durch die Vielfalt der eingesetzten Klänge.
Im Sinne eines postmodernen »Anything goes« verweist der Komponist auf ganz verschiedene Epochen und Stile. Der Fernsehturm, der als post-babylonischer Sendemast eine undurchdringliche Flut an Bildern, Klängen und Sprachen hervorbringt, ist für das Stück der ideale Aufführungsort.

netzkritik: The music then played with this spacial relationship, letting fragments of melody, phrase and rhythm ripple around this ring, as the audience itself, on the spinning section of the floor, moved past each musician in turn. Dubbed “Babylonian Loop,” the piece ultimately finished as it started. Utimately a striking piece of music, always interesting, but as much for the puzzle of its structure than for intrinsic musical qualities.

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